Vertrauenspersonen für Menschen mit fürsorgerischer Unterbringung

Pilotprojekt im Kanton Zürich mit sehr positivem Ergebnis: interessant für andere Kantone?

 

Im Kanton Zürich werden jeden Tag mehr als zehn Personen unfreiwillig – also mit einer fürsorgerischen Unterbringung – in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. Für Betroffene ist das eine enorm belastende Erfahrung, die Angst und Ohnmachtsgefühle auslöst und traumatisierend und ausgrenzend wirken kann. Seit 2013 haben zwangseingewiesene Menschen das Recht, eine Vertrauensperson zu ernennen, die ihnen in der Klinik zur Seite steht. Davon wird bedauerlicherweise grundsätzlich nicht so oft Gebrauch gemacht. Dazu kommt, dass einige Zwangseingewiesene völlig isoliert leben und haben niemanden, den sie als Vertrauensperson einsetzen können.

Das Pilotprojekt im Kanton Zürich setzt hier an. Im vergangenen Jahr wurden zwei Pools von Freiwilligen geschaffen, die sich als Vertrauenspersonen zur Verfügung stellen. Wer unfreiwillig in eine psychiatrische Klinik eingewiesen wird, kann sich über ein Pikett an Pro Mente Sana wenden. Von dort wird eine externe Vertrauensperson organisiert, die spätestens am nächsten Tag in die Klinik geht und die Betroffenen während dem Klinikaufenthalt unterstützt und begleitet.

Ein entsprechender Flyer wird den Zwangseingewiesenen beim Klinikeintritt abgegeben. Das Klinikpersonal weist sie zudem auch mündlich auf das Angebot hin.

Die zurzeit 30 tätigen ehrenamtlichen Vertrauenspersonen werden von Pro Mente Sana sorgfältig ausgewählt, geschult und laufend betreut. Sie sind seit Juni 2019 im Einsatz in den vier psychiatrischen Kliniken im Kanton Zürich (PUK, IPW, Sanatorium Kilchberg, Clienia Schlössli) und haben bislang ca. 50 Betroffene betreut und begleitet, auch in der gegenwärtigen schwierigen Situation infolge Corona-Pandemie. Die ersten Erfahrungen zeigen, dass das Angebot nicht nur den Betroffenen zugute kommt, sondern auch für Angehörige und das Klinikpersonal eine Entlastung darstellt.

Im Laufe des vierjährigen Pilots besteht am Ende für jede der vier Kliniken ein Pool mit Freiwilligen. Anschliessend sollte das Modell im Kanton Zürich in die Regelversorgung eingebaut werden. Zudem dienen die aus dem Pilot gewonnenen Erkenntnisse dazu, das Projekt auch in anderen Kantonen umzusetzen.